Überleben unter BusinessFrauen

In dem Artikel zur Selbstbehauptung von BusinessFrauen wurde vornehmlich Bezug auf männlich geprägte Arbeits- und Unternehmenskulturen genommen. Doch auch jenseits von männlichem Dominanz- und Revierverhalten begegnen Frauen Machtstrukturen. Gerade in weiblich und inhaltsorientiert geprägten, horizontalen Arbeitsfeldern ohne großes Interesse an Rangspielen kommen Vertuschung von Inkompetenz, Neid, Machtmissbrauch und Aggression hin und wieder vor. Da hier allerdings so viele Machtfragen indirekt und verborgen abgehandelt werden, kann frau sich unter Umständen schnell in einem Beziehungsdschungel wiederfinden, der schwer zu durchblicken ist. Aus diesem Grund kommt hier die entsprechende Stellungnahme mit zehn Empfehlungen für BusinessFrauen, die sich in Geschäftsbereichen mit hoher Frauenmehrheit als hilfreich erwiesen haben.


1.    Nicht naiv sein bei verwischten Grenzen
In gern als „ganzheitlich“ beschriebenen Arbeitsbereichen werden die Grenzen zwischen privat und geschäftlich bewusst verwischt. Das macht das System anfällig für Manipulation. Insbesondere dann, wenn mit dem Faktor Zugehörigkeitsgefühl gespielt wird, um die „Arbeitsfreundin“ auch in der Freizeit zu beruflichen Tätigkeiten anzufeuern. Hier darf BusinessFrau nicht naiv sein und sich möglicherweise ausbeuten lassen, sondern sehr bewusst vorgehen. Ins Reine gesprochen heißt das, dass jeder Mensch für eine bestimmte Leistung bezahlt wird – ohne, dass jemand das Innerste dafür hergeben muss.


2.    Sehnsucht nach Zugehörigkeit hinterfragen
Im Berufsleben bewegen wir uns nicht automatisch unter Freundinnen, nur weil wir dieselben Arbeitsziele verfolgen und/oder unsere Arbeitsteams aus Frauen bestehen. Der kritische Blick hinter die Kulissen ist und bleibt empfehlenswert! Frauen, die dazu neigen, ein hohes Verbundenheitsgefühl in ihrem Arbeitsleben zu suchen, sollten ihr Bedürfnis, dazuzugehören, gegenüber dem geforderten emotionalen Preis differenziert hinterfragen.


3.    Gib acht bei Führungsschwäche

Arbeit unter Frauen und der einzige Mann auf weiter Flur ist der Chef – eine schwierige Konstellation. Da Männer die Kommunikations- und Umgangsformen von Frauen nur selten wirklich durchdringen, paaren sich in diesem Zusammenhang Unwissenheit nicht selten mit Führungsschwäche. Und zwar in der Form, dass der rang- und hierarchieorientierte Mann dazu neigt, der Lauteren, Stärkeren, besser Vernetzten nachzugeben. Frau wird erst mit Ungeduld auf das Ausweichen von Entscheidungen reagieren. Doch vom Vorgesetzten allein gelassen zu werden, wenn es drauf ankommt, pusht interne Konflikte nur noch mehr. Insofern: Achtung vor Chefs und Chefinnen mit Führungsschwäche.


4.    Interne Netzwerke helfen, Attacken vorzubeugen
Obwohl Frau sowohl inhaltlich als auch visionär zu der Aufgabe steht, für die arbeitet, muss sie mitunter feststellen, dass es längst nicht allen Menschen im Arbeitsleben nur um die Sache geht. Es wird der Punkt kommen, an dem Frau als Streberin dastehen wird, weil sie sich so für ihr Projekt einsetzt. Wenn dann noch Anzeigen folgen, dass diese engagierte Frau an den Spielfeldrand getrieben werden soll, wird klar: ohne Networking und intensive Beziehungen zu umgebenden Leuten könnte Frau ganz schnell im Off stehen, ohne überhaupt zu wissen warum. Da helfen nur Einbeziehung und Beziehungspflege gegen den internen Ausschluss!


5.    Sei Chefin, nicht Mutter

Wenn Frau selbst in der Chefrolle steckt und im horizontalen, weiblich geprägten System arbeitet, können ihr ebenso Überraschungen widerfahren. Zum Beispiel, indem ihr gegenüber ungeheure Bedürfnisse entwickelt werden, die sie erfüllen soll: die Fürsorgende, die Freundin und Vertraute, sie soll trösten und motivieren. Doch jede Frau, die sich in einer solchen Situation wiederfindet, sollte von vornherein bedenken, dass sie nie alle diese Bedürfnisse erfüllen können wird – selbst wenn sie es wollte. Die Rolle als Chefin ist begrenzt – Bedürfnisse dagegen nicht.


6.    Außerberufliche Beziehungen machen belastbarer
Wer schon einmal einige Jahre „für die Arbeit“ gelebt hat, ahnt es schon: Für wirklich schwierige Zeiten im Berufsumfeld braucht es ein privates stabiles Netzwerk, das die BusinessFrau auch dann noch stützt, wenn ihr der Job selbst keinen Halt (mehr) gibt. Es ist also grundsätzlich empfehlenswert, immer auch außerhalb von allem beruflichen Engagement Beziehungen zu pflegen. Je mehr BusinessFrau dies tut, desto weniger verwundbar ist sie im Falle beruflicher Attacken.


7.    Privat bleibt privat

Alle wollen wissen, wie die BusinessFrau lebt, mit wem, was sie macht. Ganz besonders, wenn sie im beruflichen Umfeld gerade neu anfängt. Neben der typischen Neugier, die unter Frauen nun einmal häufig anzutreffen ist – weil ja eine Beziehung aufgebaut werden soll, ist der sparsame Umgang mit persönlichen und privaten Informationen sehr wertvoll. Insbesondere dann, wenn in Krisenzeiten jedes erdenkliche Detail gegen einen verwendet werden kann.

8.    Schütze Dich vor Verblendung

So manche Geschäftsfrau denkt sich insgeheim, dass die Männer sich aus ihren politischen Ämtern und Führungspositionen herausziehen sollten, wenn sie sie denn so mangelhaft ausüben. Frauen sind ja nachweislich die besser ausgebildeten Wesen mit höherer emotionaler Intelligenz. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel und sexistische Vorurteile schaden immer und jedem. Deshalb ist besonders dann auf mögliche Voreingenommenheit zu achten, wenn gleichgesinnte Gruppen ihre Wirklichkeit beschreiben.


9.    Kriechgeschwindigkeit bei zu schnellem Kontaktaufbau

Wahrscheinlich hat jede BusinessFrau so etwas schon einmal erlebt: Obwohl man sich gar nicht richtig kennt, ist jemand ausgesprochen schnell ungewöhnlich freundlich zu ihr. Achtung, in so einem Fall Tempo rausnehmen! Nicht selten werden auf diese Art Angriffsszenarien aufgebaut, in denen das Opfer noch einige Zeit benötigt, um zu begreifen, was gerade passiert. Denn unser limbisches System sieht, dass und jemand Freundlichkeit entgegenbringt. Welche verbalen/versteckten Botschaften dabei geteilt werden, muss der Verstand erst in seinem Tempo erfassen.


10.    Toleriere Neid und Eifersüchteleien


Wenn eine BusinessFrau für ihre wirklich gute Leistung anerkannt wird, bleibt Neid nicht aus. Bitte nicht wundern, wenn sich in solch einem Fall das Verhältnis zu (engen) Kolleginnen verändert. Manchmal hilft es, andere Themen in den Vordergrund zu stellen, doch wenn das nicht wirkt, ist Aushalten lernen angesagt.